Untot – Lauf, solange du noch kannst

  • Insgesamt
3.5

Untot

Eigentlich hat Roberta, von allen nur „Bobby“ genannt, auf die ganze Klassenfahrt in das schottische Hochland keine Lust gehabt. Vor kurzem mit ihrer Familie aus den USA zurück nach England gezogen, ist sie immer die Außenseiterin geblieben. Als der Bus mit ihrer gesamten Klasse, nebst den beiden Lehrern, bei einer Raststätte Halt macht, bleibt Roberta dementsprechend auch im Bus sitzen, während sich ihre Klassenkameraden im Cheery Chomper mit allerlei Fast Food vollstopfen. Gesellschaft leisten ihr lediglich der Busfahrer und Rob Smitty, der typische Klassenrebell, der von dem Lehrer Mr. Taylor dazu verdonnert wurde, ebenfalls im Bus zu warten. Doch dann läuft alles aus dem Ruder. Erst verschwindet der Busfahrer, als er einige vermeintliche Kinder fortjagen will, dann kracht ein Mini in das Heck des Busses, von dessen Insassen jedoch jede Spur fehlt, und schließlich kommt Alice Hicks, ihres Zeichens It-Girl und Prinzesschen der Truppe, hysterisch kreischend aus der Raststätte gerannt und behauptet, dort wären alle Menschen plötzlich tot umgekippt. Schließlich finden Bobby und Smitty den Busfahrer verletzt im Schnee liegend und bringen ihn zurück in das Fahrzeug. Doch die Sicherheit ist trügerisch. Das merkt die kleine Gruppe plötzlich als ihr Lehrer Mr. Taylor durch den Schnee auf den Bus zugestapft kommt – ziemlich tot und sehr, sehr hungrig. Von da an wird die Klassenfahrt für Bobby, Smitty, Alice und den Klassennerd Pete zum Überlebenstraining in einer von Zombies überrannten Welt …

Ja, der Zombie-Boom reißt einfach nicht ab. Egal auf welchem Kontinent, mittlerweile bekommt jede Altersgruppe ihre ganz persönliche Zombie-Apokalypse präsentiert, ob mit oder ohne „Z“-Wort ist dabei unerheblich. Die englische Jugendversion, die hierzulande als Übersetzung von Frank Böhmert, im Carlsen Verlag unter dem Label Chicken House erschienen ist, stammt von Kirsty McKay. „Untot – Lauf, solange du noch kannst“ ist ein gutes Beispiel für sinnlose deutsche Untertitel, im Englischen heißt das Buch einfach „Undead“, was zugegebenermaßen nicht viel origineller ist. Schlicht „Untot“ heißen einfach schon zu viele Romane. Allerdings ist „Lauf, solange du noch kannst“ nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, bringt aber zumindest die humoristische Seite des Romans bestens zur Geltung, denn die Geschichte ist nicht unbedingt ernst gemeint. Kirsty McKays Zombie-Szenario ist vielmehr eine unterhaltsame Teenie-Komödie mit Zombies. Ohne Dramatik und Brutalität kommt allerdings auch die Jugendversion einer Zombie-Apokalypse nicht aus, wobei die Generation Youtube ja mittlerweile einiges gewohnt sein dürfte. Dementsprechend ist McKays Anliegen, in erster Linie mit ihrem Roman gut und spannend zu unterhalten, bestens geglückt. Auf den erhobenen, moralischen Zeigefinger verzichtend schickt sie die Protagonisten von einer Misere in die Nächste und schildert dabei im kleinen Stil die typischen Konflikte unterschiedlicher Teenager. Bei der Charakterisierung hat McKay jedoch tief in die Klischee-Kiste gegriffen, wobei die Wahl auf Roberta als Protagonisten fast unumgänglich war. Als intelligente und selbstbewusste Außenseiterin hat sie nicht nur die nötige Distanz zur Gruppe und zum Geschehen, sondern auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Alice ist das Püppchen der Gruppe, die sich mehr Sorgen um Figur, Teint und Frisur macht, als um pragmatische Entscheidungen. Smitty ist der coole Rebell, hinter dessen großer Klappe jedoch mehr steckt, als man auf den ersten Blick erkennen kann. Und dann ist da natürlich noch Pete, der bebrillte Nerd, dessen Intelligenz jedoch in der sozialen Interaktion hoffnungslos versagt. Im Großen und Ganzen macht die Geschichte sehr viel Spaß und legt ein beachtliches Tempo vor, obwohl einige Gags sehr bemüht wirken. Tatsächlich beginnen die zänkischen Dialoge schnell zu nerven, doch erfreulicherweise erfährt der Roman mit der Flucht in eine nahegelegene, offenbar leerstehende Burg eine dramatische Wendung. Hier kommen die Jugendlichen dem Geheimnis der Zombies auf die Spur, und obwohl das Finale arg konstruiert wirkt, bleibt es trotz allem stimmig und vor allen Dingen spannend. Der größte Pluspunkt des Romans dürfte jedoch der Umstand sein, dass sich die Protagonisten ohne Schusswaffen den Zombies erwehren müssen. Kirsty McKay hat mit ihrem Roman das (Zombie-)Rad zwar nicht neu erfunden, dafür aber eine unterhaltsame Teenie-Version geschaffen, die vor allem den unersättlichen Fans des Genres einige unterhaltsame Lesestunden beschert.

Das originell gestaltete Cover von Steve Wells fällt dem potenziellen Leser auf dem Büchertisch sofort ins Auge. Vor allem die Silhouette des Untoten im erhabenen Schriftzug macht sich sehr gut. Das Paperback besitzt eine hochwertige Klappenbroschur und sowohl Schriftgröße, als auch Satzspiegel sind äußerst augenfreundlich.

Fazit:
Klischee-Teenies versus Zombies! Rasanter und origineller Jugendroman, der auch erwachsenen Zombie-Fans kurzweilige Unterhaltung bietet.

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