Zur aktuellen Diskussion des Themas
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Insgesamt
Zunehmende Internationalisierung, Globalisierung von Kulturen, Gesellschaften und Ökonomien prägen seit Jahrzehnten bereits (und das in zunehmendem Maße), nicht nur die weltweite Realität, sondern auch die theoretische Diskussion. Von zunehmender Bedeutung ist somit, das Thema, das sich Hans-Jürgen Lüsebrink stellt und dem er sich, vorweg gesagt, intensiv, breit und sehr fundiert zuwendet, somit einen wichtigen und weitereichenden Beitrag zur Konstituierung und Befruchtung dieses auch theoretisch wesentlichen Bereiches weltweiter, soziologischer Betrachtung leistet.
Eine theoretisch intensive Diskussion, die sich in der relativ neuen Wissenschaftsdisziplin und wissenschaftlichen Orientierung der „Interkulturellen Kommunikation“ niederschlägt. Ein Feld, auf dem Lüsebrink in der nun erfolgten Erweiterung der dritten Auflage auch der „Wirtschaftskommunikation“ und, hoch interessant, dem „interkulturellen Lernen“ zuwendet.
Die „Beziehungen zwischen unterschiedlichen Kulturen“ sind dabei, ganz offenkundig, keine rein abstrakte und theoretische Frage. Vor allem in Bezug auf mögliche (und tatsächlich reichlich vorhandene) Konfliktbereiche bietet Lüsebrink Reflektionen und theoretische Ansätze, die es wert sind, intensiv bedacht und diskutiert zu werden. Alleine schon die Beobachtung, dass der Welthandel wesentlich schneller zunimmt als das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt bietet bereits genügend Anlass, solchen Entwicklungen mit ihren Folgen für die Ökonomie und die gesellschaftliche Realität nachzugehen.
Zunächst aber führ Lüsebrink fundiert ein in aktuell vorhandene Konzepte und konkrete Problemebereiche des Feldes der interkulturellen Kommunikation. Mögliche Konfliktherde werden hier bereits in der knappen Darstellung der drei grundlegenden Konzepte von „Multikulturalität“ (und hier vor allem im Konzept der Apartheid) vor Augen geführt, bevor diese dann näher eingegrenzt wird. Ebenso fundiert und nachvollziehbar erläutert Lüsebrink im weiteren Grundkonzepte der Interaktion mit besonderem Schwerpunkt auf interkulturelle Interaktionsformen.
Den eigentlichen Schwerpunkt der Darstellung bieten dann die beiden folgenden Hauptteile. Zum einen schärft Lüsebrink den Begriff der „Fremdwahrnehmung“ mit den „Reibungsflächen“ (auch medialer) Darstellung (Image), tradierten Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und führt über diesen Weg hinein in den Diskurs des „Exotismus“ als „positives Fremdwahrnehmungsmuster“, als „Faszination durch fremde und ferne Gesellschaften“, der aber für eine konstruktive interkulturelle Kommunikation zu oberflächlich verbleibt und schnell in Abwehr umschlägt, wenn „das Exotische“ im eigenen, angestammten Bereich zu nahe rückt. Hier legt Lüsebrink nachvollziehbar und fundiert argumentiert gerade die Entwicklung von „Vorurteilen“ dar und bietet somit Argumente für die weitere Diskussion, um solchen konfliktträchtigen Entwicklungen bereits bei der Entstehung begegnen zu können.
So kristallisiert sich in diesen Betrachtungen das Kernanliegen Lüsebrinks erkennbar heraus. Interkulturelle Kommunikation zu befördern als „Wille zur Auseinanderswetzung und zur Kommunikation und Interaktion mit fremden Gesellschaftsformen und Kulturen“.
Das „Wie“ der Umsetzung formuliert Lüsebrink unter der Überschrift „Kulturtransfer“ und bleibt in diesem Bereich auch nicht bei der theoretische Diskussion alleine stehen, sondern bietet einige verständliche Fallbeispiele für gelingende Kulturtransfers (produktive Rezeptionen von Literatur- und Medienangeboten).
Was die eigentliche Herausforderungen sind und welche methodischen Möglichkeiten und welche Konzepte für einen gelingenden Kulturtransfer und damit ein produktives Zusammenwachsen der Welt weiter zu verfolgen wären (mitsamt einer Schärfung der aktuellen Problembereiche) legt Lüsebrink somit überzeugend dar und fasst dies im abschließenden Teil des Buches gelungen noch einmal zusammen.
Im Gesamten bietet Lüsebrink ein reichhaltiges und überzeugendes „Fundament“ einer konstruktiven interkulturellen Kommunikation. Ein wichtiger Beitrag in Hinsicht eines gelingenden Kulturtransfer durch Interaktion. Und damit ein „Mehr“ als „Multikulturalität“ im Sinne eins bloßen „Nebeneinanders“ von Kulturen.