An der Schnittstelle von Literatur und Philosophie
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Insgesamt
An der Schnittstelle von Literatur und Philosophie
Interdisziplinär und sachbezogen über das Verhältnis von Literatur und Philosophie aufklären, das ist das ausgewiesene Ziel dieses Handbuches, das sich für diesen Weg vor allem jenen Bereichen in Form eines Kompendiums zuwendet, in denen beide Wissenschaften einander in gewissen Teilen bedingen, heißt, zu konkreten Problemlösungen und Diskursen der je anderen Wissenschaft bedürfen., jenen „markanten Problemkonstellationen, in denen die Trennung von Literatur und Philosophie aufgehoben wird“.
Ein durchaus interessanter, fast notwendiger Ansatz des Handbuches, da seit der „Ästhetisierung der Lebenswelt“ (Rüdiger Bubner) die „Interaktion von Philosophie und Literatur allgegenwärtig“ ist, eine „Theorie der Interaktion“ aber auf breiter Fläche (noch) nicht formuliert vorliegt.
So folgt das Buch den „Spuren der Vermischung“, die nach kurzer Lektüre bereits deutlich in den Raum treten. Wenn die „Tragödie“ nachvollziehbar in ihren tieferen Ebenen als „philosophische Selbsterkenntnis“ in den Raum tritt (Hegel, Schopenhauer, Nietzsche, Sartre, Schiller, Schelling u.v.a.).
Oder Poesie im Kontext des Deutschen Idealismus „transzendent“ wird, als „Lehrerin der Menschheit“ auftritt. Momente, die grundlegend beschrieben und an Teilen des Werkes Hölderlins durch Violetta L. Waibel überzeugend beschrieben werden. Während Musil, Goethe oder auch Arthur Schnitzler im Kontext der „Theorie der Moderne“ ebenfalls philosophische Grundüberlegungen und Grundfragen in Teilen ihres Werkes (Wahlverwandtschaften, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß) erkennen lassen.
Interessant wahrzunehmen sind diese Verbindungen und anderem da, wo Udo Roth die literarischen Themen um die „Diskontinuität des Individuums“ und der „Bewältigung der Krise um das unrettbare Ich“ gerade in den Werken Musils zurückführt auf die Machsche Erkenntnistheorie und seine Elementarlehre.
So trifft auf so gut wie alle behandelten Themen im Buch die Begrifflichkeit der „Kunst als Offenbarung des Absoluten“ zu und damit ist die Nähe zwischen Philosophie und Literatur letztendlich fast Programm, zumindest der tief reichenden, sich existentiellen Fragen zuwendenden Literatur. Ein Nachweis, der im Buch überzeugend und fundiert gelingt und der in jedem behandeltem Thema mit den aktuellen Stand der Forschung darstellt und mit breiten, weiterführenden Literaturangaben versehen wird.
Wichtig auch, dass die „Moderne“ nicht ausgeklammert wird, dass in den Einlassungen zur „Medienphilosophie“ mögliche „Stationen einer medientheoretischen Medienphilosophie“ skizziert und diese an der Literatur abgleicht (als eine, in der Breite der Autoren, eher kulturpessimistisch bewerteten „Umbruchphase“ durch die „Digitalisierung“).
Alles in allem ist es logisch, dass das Handbuch mit einem Kapitel zur „kognitiven Literaturwissenschaft“ abschießt, ein an sich interdisziplinär ausgelegtes Forschungsgebiet de „Brückenschlagens“ zwischen Humanitas und Science mit vielfachen philosophischen Implikationen.
Insgesamt legt Hans Feger ein gelungenes, komplexes Kompendium der „Schnittstellen zwischen Literatur und Philosophie“ vor, in dessen Verlauf mehrfach die Unschärfe, in Teilen fast die Auflösung der Grenzen zwischen beiden Gebieten dargelegt wird. Die formulierte Grundannahme, dass gerade in „Umbruchsituationen“ das „philosophische Interesse and er Literatur“ und das „literarische Interesse an der Philosophie“ erkennbar und intensiv zu Tage treten, zeigen die Autoren an mannigfaltigen „historischen Stationen“ und an aktuellen Fragestellungen eindeutig auf.