Fortsetzung mit Folgen: Warum Serien faszinieren

Schwerpunkt Serie
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5

Fortsetzung mit Folgen

In dieser Ausgabe des TV-Diskurses, herausgegeben von der „Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen“ wird ein seit Jahren zunehmender Trend beleuchtet, der das Sehverhalten des Publikums deutlich und erkennbar geändert hat (als Schwerpunkt dieser Ausgabe, auch andere Artikel rund um das „Fernsehen“ finden sich im Heft natürlich).

„Fernsehen ist das neue Kino“, so wird es allenthalben zusammengefasst, vor allem im Blick auf die Vielzahl zunehmender amerikanischer Serien-Blockbuster, die in zunehmendem Maße von den verliehenen Preisen und der Publikumsgunst her gesehen vielen Hollywood Produktionen den Rang abläuft (was im Heft Thema eines der Artikel ist).

Warum ist das so? Nicht nur in der konkreten Gegenwart von HBO, sondern schon, seitdem es Fernsehen gibt (und auch das Kino verlegt sich ja zunehmend darauf, „Fortsetzungen“ zu produzieren). Was fasziniert an der Serie?

Jens Schröter gibt im Heft einen guten und ersten Überblick, worüber überhaupt zu sprechen ist, er beschreibt „Form und Wissen“ des Formats „Serie“, bevor Maya Götz auf vier Seiten eine „Innenansicht“ derer gibt, die „in Serie leben“, sprich, deren Leidenschaft (zum Beispiel und gerade im Blick auf doch eher hölzern daherkommende „Daily Soaps“) für Außenstehende nicht auf Anhieb nachvollziehbar ist. Erstaunlich so auch, dass Serienfiguren „wie Freunde für mich sind“. Ein Effekt, der, zusammen mit anderen, die benannt werden, durchaus den Erfolg eines Formats wie „Berlin Tag und Nacht“ zumindest erklärbar, wenn auch nicht nachfühlbar gestalten (der Zusammenhang mit der Verflechtung über Facebook vor allem dieses Formats ist ebenfalls Thema im Heft) . Erschreckend allerdings auch, wie stark Soaps Ansichten, durchaus auch eigene Werte beeinflussen und als Vorbildschablonen für manches Leben. So wird auch bereits ein „Fan“ aus dem Jahre 1994 zitiert: „Es wird dein Leben“.

Der Wertvermittlung gilt dann herausgehoben die Betrachtung von Andreas Payrhuber. „Serielle Formate, die so tun, als würden sie Realität abbilden, sind besonders gut geeignet, Identifikationsfiguren zu erschaffen, zu denen auch parasoziale Bindungen aufgebaut werden“. Bei genauerem Nachdenken sind das teils durchaus erschreckende Erkenntnisse, die zwar nicht unbedingt neu im Raume stehen, die aber vor allem in der Prüfung, wer da als „Identifikationsfigur“ mit welchen Werten alltäglich „vorgesetzt wird“ einer kritischen Reflektion kaum standhalten und im sozialen Wertgefüge vor allem den (teils auch rücksichtslosen) egozentrisch-individuellen Lebensweg massiv vermitteln.

In guter Weise kommt selbstverständlich auch die „andere Seite“ zu Wort. Wolfram Grandezka spricht darüber, wie sehr man als Seriendarsteller mit der Zeit dazu neigt, die „Figur zu beschützen“.

Ein besonders interessantes Thema in differenzierter und breiter Form besprochen, so dass der Leser Informationen und Einsichten erhält, die beim reinen „Anschauen“ kaum zu erhalten sind.

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