Umfassende und aussagekräftige Sammlung hervorragender Reportagen
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Gesamtwertung
2005 hat sich Hunter S. Thompson, über Jahrzehnte hinweg immer wieder mit seinen journalistischen Beiträgen in diversen Medien Amerikas mitreißend vertreten, das Leben genommen.
Fast von Beginn an hat Hunter Thompson auch und gerade im „Rolling Stone“ veröffentlicht und hier schon von seinem ersten Beitrag an „Freak Power in den Rocky Mountains“ (ein Bericht seines aufsehenerregenden Versuches, als Teil der „Freaks“, der „jungen Wilden“ die Wahl zum Scherriff in Aspen zu gewinnen) seinen ganz eigenen, besonderen Stil gezeigt. Ausführliche „Nebengleise“ in seinen Reportagen, ein klarer, direkter, umgangssprachlicher Stil, eine unbeugsame und klar erkennbare politische Haltung und Ausrichtung. Vor allem aber die literarischen Qualitäten seiner Reportagen und Essays sind es, die über Jahrzehnte hinweg seinen Ruf gefestigt haben. Zusammen mit seiner Neigung, immer und immer wieder auch „heiße Eisen“ anzufassen.
Was Thompson im Blick auf George W. Busch von sich gibt, allein das lohnt das Buch, so einsenhart und sprachlich mitreißend enttarnt Thompson das gesamte „System Busch“. „Die Schwachen kriechen den Starken in den Arsch, aus Angst, ihre Jobs zu verlieren“. „Niemand will einen Verlierer anheuern, die riechen nach Untergang und Niederlage“ Und was auf der Strecke bleibt , ist dann politischer Inhalt und politischer Mut. So gewinnt dann doch der „Syphilis Präsident“ (O-Ton Thompson) und somit sind „Weiße-Haus Schweine“ dann doch und wieder einmal „auf der Überholspur“.
Ein Beitrag, der am Ende der Schaffenszeit entstand und der im Buch über all die vielen Themen und Stationen hinweg aufzeigt, wie sehr Thompson seine Werkzeug, „das Wort“ immer deutlicher schärfte und akzentuierte. Was sich mit seiner Biographie durchaus deckt, wie die Einleitung seines engsten Vertrauten beim „Rolling Stone“ auch aufzeigt.
Lässig, trocken, leger, mit ganz eigenen Arbeitszeiten und Arbeitsmethoden, immer auf den letzten Drücker, aber dabei auch zutiefst kreativ, offensiv, mutig und einer, der ganz andere als die gewohnten Zugänge zu Themen und Personen suchte (und fand). Herausragendes Beispiel für Thompsons ganz besondere Zugehensweise, seine Gabe zur Intimität und sein „sich nicht abschütteln lassen“ ist sein herausragendes Portrait von Muhammed Ali, „Der letzte Tango in Vegas“. Tatsächlich geöffnet hat sich Ali, soweit das überhaut möglich war. Von den „9 Ringen der Belagerungsmauern“ hat Thompson mehr als die üblichen ersten vier bis fünf „Schutzmauern“ überklommen und bietet ein faszinierendes Bild von Ali, seinem Umfeld und dem Leben in und mit diesem Umfeld und Ruhm. Wobei eine alte Maske eine bahnbrechende Rolle spielt.
Neben den ausführlichen und gesammelten Beiträgen aus dem Magazin sind im Buch viele kleinere Memos „an die Redaktion“, in denen Thompson als Person fassbarer wird. Immer aber, Leben und Überzeugung in eins, bleibt er bei seinen „Wichtigkeiten“ in direkter, klarer Sprache.
„So sind die Politiker. Die schlimmsten unter ihnen sind unbarmherzige Raffzähne, und die besten sind nicht imstande, ihre eigenen Triebe zu kontrollieren“ (in Bezug auf Bill Clinton „angedacht“.
Ein begnadeter Reporter, ein Linker aus dem tiefsten Inneren, einer, der sich kein Blatt vor den Mund nahm und dabei mit Worten wunderbaren Umgang pflegte, die Schaffensmomente aus dem „Rolling Stone“ bieten ein qualitativ hochwertiges Bild auf Person (weniger) Haltung (mehr) und Werk (sehr) Hunter S. Thomspsons.