Verleumdet

Solide
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4

Verleumdet

Es sind zwei Handlungsstränge, die Thomas Enger in seinem neuen Thriller zum je roten Faden setzt, mit dem er seine Geschichte des vom Leben mitgenommenen und (fast) zerstörten Journalisten Henning Juul, weiter erzählt.

Sein Sohn tot. Verbrannt. Unter wohl Einwirkung eines bekannten Kriminellen. Doch Juul hat zum einen mit seiner eigenen Trauer zu kämpfen, den Verlust seiner Ehe (und er liebt Nora immer noch überaus) zu verkraften, täglich irgendwie seine Arbeit sinnvoll zu überstehen und die mangelnde Hilfe der Polizei zu verkraften (die ihn nicht wirklich Einblick in jene Akten nehmen lässt, die ihm bei der Aufklärung des Todes seines Sohnes wirklich helfen würden).

Da lassen ihn zwei Ereignisse aufhorchen, den alten Jagdinstinkt wieder aufflackern lassen.

In einem Seniorenheim wird eine alte Frau, ehemals Lehrerin an einem kleinen Ort, brutal ermordet. Mit einer massiven Bibel geschlagen, erwürgt, worauf der Mörder zum Ende hin mit den Stricknadeln der alten, dementen Frau ein unübersehbares Zeichen hinterlässt.

Eine Tote, die von einem kleinen Jungen gefunden, der wie unter Schock zunächst eisern schweigt. Ein zerstörtes Bild auf dem Boden des Heimzimmers, mit an Anhaltspunkten gibt es nicht.

Die Polizei schweigt zunächst, kein Journalist kommt richtig an die Mitarbeiter des Hauses heran, doch Juul findet durch ein Kind und seine persönliche Findigkeit Schritt für Schritt Zugang zum Geschehen, lange aber, ohne sich die Ereignisse wirklich erklären zu können. Während dem ermittelnden Kommissar schwant, dass hier noch nicht das Ende der Morde im Raum steht.

„Zwei Fragen regen sich nach wie vor in ihm. Warum hat der Täter die Bilder ….. zerschlagen? Sind darauf womöglich die Opfer, vorausgesetzt, sie haben es tatsächlich mit einem Serientäter zu tun“.

Motive, die weit in die Vergangenheit zurückreich und tatsächlich zu mindestens einem weiteren Mord führen werden.

Während sich Juuls Schwester Tine, zu der jeden Kontakt verloren hat (ohne sich das erklären zu können, doch auch hier gibt es dunkle Dinge in der Vergangenheit, die Tine massiv schockiert haben), inzwischen beliebte Justizministerin des Landes, einer massiven Verleumdung ausgesetzt sieht. Sie soll einen jungen Politiker sexuell genötigt haben. Und nur Tine weiß, was wirklich geschah.

So geht Juul dem Mord nach, versucht, seine Schwester zu treffen, um zu helfen und so ermitteln die Polizisten um Bjarne Bogland herum unter hohem Tempo unter den Mitarbeitern, Besuchern und Helfern des Seniorenwohnheim.

Mit auftauchenden Themen, wie Kindesmissbrauch, Brudermord (zumindest unterlassene Hilfeleistung) und mangelnder Pflegeversorgung, Themen, die alle zumindest am Rand mit vorkommen. Wobei das zentrale „öffentliche“ Thema Engers sich stark auf die „Hetzjagden“ auf Prominente, vor allem Politiker, einlässt und hier die Rolle der Medien, die Gier nach Sensationen, das blinde Treiben der Betroffenen ohne Rücksicht auf Verluste stark kritisch aufnimmt.

Wobei, das sei nicht verschwiegen, all diese einfließenden Themen doch zuviel des Guten darstellen. Für den Leser wäre, was Tempo und Durchblick bei all den vielen, handelnden Personen angeht, die Beschränkung entweder auf den Mord und seine Motive oder eben auf die politische Intrige samt Medienhetze deutlich entspannender gewesen. Denn letztlich, beide Hauptereignisse des Buches stehen doch unverbunden nebeneinander, bieten ein je eigene Personal auf und hätten, jedes für sich, durchaus das Potential für ein eigenes Buch in sich.

Solide und flüssig, auch mit Tempo erzählt, bietet Enger zwei Themen, die mit Spannung vom Leser verfolgt werden und hintergründige Geheimnisse in sich tragen. Nicht ohne auch im „hin- und Herschalten“ zwischen den „Fällen“ auch für gelinde Verwirrung ab und an zu sorgen.

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