Schrottplatz der gebrochenen Herzen

In ganz eigener Sprache und Sichtweise
  • Gesamtwertung
3

Schrottplatz der gebrochenen Herzen

Das ist sehr gewöhnungsbedürftig, dieser assoziative, ganz eigenwillige und teils auch nicht einfach im Sinn zu verstehende, sehr umgangssprachliche Stil, den Powell in seinen Erzählungen nutzt. Kaum fokussierte Gedankenfetzen sind es, die seine Protagonisten vor sich hin laufen lassen, Gedanken, die mit den eigenen Handlungen wenig in Zusammenhang stehen.

Wie bei Scarliotti, der eigentlich Rod heißt und durch einen Unfall auf ein Schmerzensgeld wartet. Das ist doch sicher, oder? Oder stehen ganz andere Momente im Raum, die Rod ebenso nicht an sich herankommen lässt, wie die Folgen des Unfalls?

„Ich bin gesund“, sagte er. „Nicht auf lange Sicht“, sagte sie.

Was Rod nicht glaubt und umgehend seinem Kopf wieder das „freie Weglaufen“ gestattet.
Einer, der einfach nicht gefasst bekommt, wie er sagen könnte, was er möchte.

„Ich würde dich gern mal Hund-zu-Hund“ ist seine Form der romantischen Annäherung.

Wobei er dennoch ja versucht, „angenehm zu sein“. Was nur kurzfristig gelingt, bevor das Ganze sich im Wirrwarr von Gedanken und der Vision einer sich öffnenden Senkgrube, die das gesamte Leben samt Rod verschlingen wird, mäandernd auflöst und dabei sowohl das Mädchen in der Geschichte als auch den Leser mit einem überaus bitter-saurem Gefühl und einigen Fragezeichen zurücklässt. Über einen, der außer mit tiefsitzendem Hass nicht Umgang mit der Welt findet.

Ähnlich wie jener Mann, der wenig mehr als Stichworte von sich gibt und sein privates, aktuelles Drama auf die Ebene eines Kotelett zu hieven versteht.

„Alles ist Abhängigkeit und Missbrauch oder Leugnung desselben“. Auch wenn gilt: „Ich möchte lieben, aber ich weiß, dass ich nie lieben werde“.
Selbst der einzige, beste, überhaupt Freund Driggers, eine echte Hilfe ist der auch nicht, einer, der eher im Griff gehalten werden muss, wenn er den bekannten Schluck zu viel genommen hat (und das kommt oft vor).

„Driggers, meine Frau hat sich mit Kind aus dem Staub gemacht“. „Davon habe ich gehört“. „Ich fühle mich wie…..“ „Macht dich zum besseren Mann“.

Das ist keine reflektierende Welt, der Powell hier in den acht Erzählungen auf der Spur ist. Dass ist ungeschminkt, taumelnd, wortkarg, aber immer rotzig, immer hart, immer „gegen“ das Schicksal, gegen die anderen, gegen die Welt. Und immer auf der Kante, in manchen Teilen sicher bereits weit über diese Kante hinaus, die als letzter Abschnitt vor dem Abgrund vielleicht noch einen sicheren Halt geben könnte.

„Aber es besteht ein gewisser Mangel an Gewissheit in Bezug auf das, was ich tue“.

Dieser Satz von „Mr. Albemarle“ fasst die Grundatmosphäre all dieser Geschichten vom „Schrottplatz der zerbrochenen Herzen“ (und Lebenshoffnungen) ganz gut zusammen und darin treffen sich die Figuren des Buches dann durchaus mit dem Leser.

So fremd die Lebensweise, die Sprache, die vor sich hin fließenden, zusammenhanglosen Assoziationen auch sein mögen, dieser „Mangel an Gewissheit“, das Leben angehend, der tritt nahe, hat man sich als Leser erst einmal an Stil und Sprache des Buches gewöhnt. Und hier berührt zwar nicht alles an den einzelnen Geschichten, stößt auch manches allein schon durch die gewählte Sprache ab, durchaus aber verbleibt genügend, um den ein oder anderen Gedanken festhalten zu wollen.

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