Abschluss des Familienromans um Josephine
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Gesamtwertung
Das ist nun doch ein satter Umfang von über 2000 Seiten, im Verlauf dessen Katherine sich ihrer Protagonistin Josephine (der Bestsellerautorin wider Willen) und deren engerer Familie zuwendet in ihrer Trilogie zuwendet.
Vom „verlassenen Mauerblümchen“ (ihr Mann ist mit seiner Geliebten schon vor langem nach Afrika durchgebrannt) über die „gute Schwester“ (sie schreibt für ihre Schwester Iris als „Ghostwriter“ ein Buch und wird dennoch selbst damit eine bekannte Autorin, sehr zum Missfallen der Schwester) und als Mutter von Hortense und Zoe kann der Leser in den drei Bänden in aller Breite die Entwicklungsgeschichte und das äußere Ergehen Josephines nachvollziehen (und natürlich das aller anderer eng beteiligter Personen).
Eine Breite, die auch in diesem Roman zum Tragen kommt. Und das, vorweg gesagt, dient nun nicht immer zum Besten. Denn trotz der weiterhin hochwertigen Sprache und der Neigung, auch kleinere Verästelungen im Leben der Personen zu verfolgen, sind über 800 Seiten dann doch zuviel für das, was es noch zu erzählen gibt.
Dass dramatische Entwicklungen (der Tod der Schwester Iris) verarbeitet werden müssen. Das dazu noch erschwerend hinzukommt, dass Josephine just für den Ehemann (nun Witwer) ihrer Schwester intensive Gefühle hegt (und diese über längere Zeit doch gut verbirgt), das bringt die gesamte Geschichte doch in eine neue Richtung, in einen inneren Entwicklungsschritt, hätte aber in der Hälfte der Zeit ebenso gut und treffend erzählt werden können.
Die „Nebenlinien“ über das weitere Ergehen der Töchter Josephines (die manches Mal zu ausgeweiteten Hauptlinien im Buch werden) ergänzen den Roman zwar und tragen „die Fackel“ in die nächste Generation weiter (auch Hortense und Zoe sind, in verschiedener Form, „gebeutelt“ von der Liebe), es wirkt allerdings hier und da doch so, als würde hier die gleiche Grundgeschichte der Josephine nun mit anderen Personen erzählt, aufgesplittet in den „ruhigen, strebsamen Teil“ der Person Josephins bei Hortense und den „aufregenden Teil“ Josephines bei Zoe (ein wenig Spannung, ein wenig Drama, gerade in Bezug auf Zoe findet Pancol interessante und neue Wendungen an Dramatik in der Liebe und im Leben).
Und das alles vollzieht sich, während Josephine mit einem neuen Buchprojekt zu kämpfen hat. Perdu fällt ihr nichts ein und der Druck steigt.
„Das ist doch vorbei, das interessiert mich nicht. Was mich interessiert ist die Gegenwart. Jetzt. An wen ich mich wenden werde, wie ich das schaffen soll…..“. So „wäscht“ Hortense ihrem Onkel Phillippe im Buch den Kopf und läutete damit auch im Buch die Wendung weg von der Beschäftigung mit dem Vergangenen hin zum aktuellen Leben ein.
Das nimmt mehr und mehr Platz ein. Diese Wendung in die aktuelle Gegenwart hinein, der Wunsch, die Dinge zu gestalten und nicht immer nur zu reflektieren. Mitsamt einer leichten Ungeduld, wenn nicht gar Genervtheit über Philippe, den heimlich Geliebten, der nicht nur in Josephines Augen zu sehr sich zu oft von der toten Iris noch bestimmen und niederdrücken lässt. Eine Verbindung und Bestimmtheit durch Vergangenes, dass bei allen Beteiligten zunächst noch drückt und dann ein Ende zu finden hat, um frei zu werden für das Leben jetzt.
Weiterhin trifft Pancol, wie gewohnt, Ton und Atmosphäre der äußeren Orte sehr genau , sei es Frankreich, London oder die USA, lässt ihre Figuren sich differenziert „entfalten“ und führt die einzelnen Fäden der Geschichten in flüssigem und treffenden Stil zu einem Ende. Das alles aber in seiner sehr breiten, mit allzu viel Längen durchsetzten Weise.
Alles in allem ein guter, wenn auch deutlich zu langer Abschluss der Trilogie.