Ein melancholisch-humorvoller Blick auf die „Lebensrollen“ des Mannes
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Gesamtwertung
Am Anfang des Lebens eines Mannes steht auf jeden Fall, in der ein oder anderen Form, das „Sohn-Sein“. Ein Zustand, der unter Umständen gerade aus Sicht der Mutter und des Vaters ein Leben lang so verbleiben könnte. Wovon Chabon in seiner ausgefeilten Sprache durchaus auch zu berichten weiß.
Wobei irgendwann in den meisten Fällen dann doch ein Rollenwechsel vollzogen werden wird. Hin zum eigenen Lebenspartner, Lösung aus dem Elternhaus und sich hineinwerfen in die Welt der Liebe. Mit allem, was an Ablösung und neuem erleben dazu gehört.
Bis dann der Rollenwechsel perfekt wird, falls man selber Vater eines eigenen Kindes werden sollte.
Wobei es Männer untereinander in allen drei Rollen des Lebens nicht allzu leicht haben, was Chabon dem Leser mit leichter Hand, teils feiner Ironie, durchaus aber auch mit Wehmut vor Augen zu führen versteht.
Alleine seine „Etüden der männlichen Zuneigung“ und die wortreiche Hinwendung auch zum Schwiegervater mit diesem wunderbaren, lapidaren Satz: „Ich empfand seine Gegenwart als zuverlässigen Trost“ fasst das „interne Mann-Verhältnis“ nicht nur im Vater-Sohn Bereich treffend zusammen („Es war Liebe auf den ersten Blick“). Wobei eine solche “männliche“ Zuneigung eben ganz bestimmten Regeln folgt, in ganz bestimmter, eher indirekter Weise sich ausdrückt.
„Er bot sich mir an mit Haut und Haaren, wenn auch auf eine sehr persönliche, um nicht zu sagen eingeschränkte Art und Weise“.
Da ist es klar, das „genau dafür der Sport erfunden wurde – um zwei Männer zusammenzubringen“.
Chabon gelingt es, ohne in dumpfe Rollenklischees zu verfallen, das Mannsein tatsächlich aus allen denkbaren Perspektiven heraus zu betrachten, seine eigenen Reflektion seines Lebensweges und seiner Erfahrungen als Mann und mit Männern in treffenden Worten „auf den Punkt“ zu bringen.
In den „Spielarten von Männlichkeit“ und dort im Kapitel „So tun als ob“ wird es kaum einen männlichen Leser geben, der sich nicht in der ein oder andern Form stark wiedererkennt (und manchen weiblichen Lesern können hier durchaus die Augen aufgehen). Ohne Verbissenheit und gerade durch die feine Selbstironie liest sich das alles flüssig, nicht angreifend, sondern zutreffend und den eigenen Gedankenfluss in Gang bringend.
„Ich habe keinen Zweifel daran, dass dieser männliche Impuls ……. die eigene Unzulänglichkeit …. nicht zugeben zu wollen, für einen großen Teil des Weltenleides verantwortlich gewesen ist.“ Wie gut, dass im Buch auch herauslesbar ist, wie so manches denn andere gehen könnte, wenn man als Mann auch über sich selbst zu lachen versteht.
Eine empfehlenswerte Lektüre, nicht nur für Männer.