Zum 125. Todestag
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Gesamtbewertung
Eine übersichtliche, nichtsdestotrotz aber durchaus fundierte, gut zu lesende und alle wesentlichen Punkte des Lebensweges darstellende Biographie legt Hermann Rumschöttel zum 125. Todestag des Bayernkönigs vor.
Vor allem die kindlichen und jugendlichen Prägungen des Persönlichkeitsbildes Ludwigs bilden die zu Anfang gesetzte Grundlage, auf der Rumschöttel im Folgenden die verschiedenen, auch zeitlich bedingten, Einflüsse auf Ludwig und sein persönliches und politisches Handeln hin aufarbeitet.
Von der detaillierten Beschreibung des „Königreiches Bayern“ geht der Blick auf die damals breit bewegende soziale Frage, den Regierungsstil Ludwigs in der Anfangszeit, die Einordnung in die Gründung des deutschen Reiches 1870-71, den Einfluss der starken Gestalt Bismarcks und die Folgen für die Politik in Bayern nach der Reichsgründung.
Alles Momente, wie Rumschöttel überzeugend aufweist, die in Verbindung mit der Persönlichkeit Ludwigs Folgen hatten, die das politische Handeln, die Hinwendung zur Kunst, das „sich verlieren“ in „andere Wirklichkeiten“ mit bedingt haben.
Eines Königs, den Spekulationen über seinen „geistigen Gesundheitszustand“ über dessen ganz Regierungszeit hinweg begleitet haben (oft entzündet an seinen baulichen Vorhaben). Eine „Unruhe“ in der äußeren Betrachtung, welche die labile Struktur der Persönlichkeit immer wieder beeinflussten. Nicht ohne Grund ist es ein psychiatrisches Gutachten, welches zu seiner Absetzung führte (und dass zu einer Zeit, in der die Psychologie, wenn überhaupt, gerade in den kleinsten Kinderschuhen noch steckte).
Wie sehr Ludwig unter innere Spannung von Jugend an stand, gerade das ist als Gewinn der Lektüre dieses Buches herauszustellen. Von traumatischen Erlebnissen, erlebten Situationen der Überforderung bis hin zum „lebenslangen Kampf“ Ludwigs mit „autoerotischen und homoerotischen“ Neigungen als König in eine, für solche Neigungen, völlig verständnislosen und intoleranten Zeit.
Ein differenziertes Bild bietet Rumschöttel von diesem „Drama eines Lebens“, das auch im Stil flüssig und geradezu spannend in Teilen zu lesen ist. Wer sich sachlich über Ludwig II. in seiner expliziten Persönlichkeit, den Gründen für diese und die Wechselwirkungen der Person mit den Zeitströmungen interessiert, ist mit diesem kleinen Buch bestens informiert.