Der Niedergang des Westens

Dringender Aufruf zu Reformen
  • Insgesamt

Zusammenfassung

Alles in allem ein prägnante, aufrüttelnde „Bestandsaufnahme“ einer mehr und mehr festgefahrenen westlichen Gesellschaft, in der die politischen Kräfte mit entweder falschen oder zu kurz greifenden Mitteln versuchen, „Bestandswahrung“ zu betreiben, statt „Befreiungsschläge“ „back to the roots“ zu wagen.

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Der Niedergang des Westens

Nach „Der Westen und der Rest der Welt“, Fergusons letztem, vielfach gelesenem Buch, macht sich der Professor für Neuere Geschichte in Harvard nun auf, das zu verteidigen, zu erhalten, wieder herzustellen, was ihm an Lebensweise, Werten, stabiler Gesellschaftsform und auch persönlicher Lebensprägung wichtig und wert ist. Und er tut dies, in dem er sachlich-nüchtern, quasi mit dem Seziermesser, jene Entwicklungen benennt und in ihren historischen Kontext stellt, die dieses „westliche Erfolgsmodell“, im letzten Jahrzehnt mit spürbar zunehmender Geschwindigkeit, gefährden.

Und konstatiert durchweg, dass einerseits der „freie Westen“ in seinen Institutionen, in seiner Finanzwirtschaft, in seiner politischen und wirtschaftlichen Stärk zunehmend rasanter verfällt und nur durch immer mehr Schulden überhaupt in der Lage ist, das Bild gewohnter „Normalität“ aufrecht zu erhalten, während gleichzeitig profitorientierte „Mächte“ mehr und mehr die Gesellschaft spalten, die Institutionen zum eigenen Nutzen aushöhlen und damit die Gegenwart, vor allem aber die Zukunft gefährden. Andererseits konstatiert Ferguson kühl im Blick auf ehemals „rückständige“ und „diktatorische“ Gesellschaften, wie diese nicht nur ökonomisch aufholen, sondern ebenso ihre Gesellschaftsmodelle entwickeln hin zu vielfach jenen Werten hin, die „den Westen“ einst stark gemacht haben.

Ein Argument gerade für die ökonomische und gesellschaftliche Stärke dieser Werte in den Augen Fergusons. Kaum mit ansehen mag er, so scheint es bei der Lektüre, wie sich einerseits die konstruktiven Kräfte „alter westlicher Werte“ aufs Neue an anderem Orte erweisen, während dieselben im Westen selbst mehr und mehr aus dem Blick geraten. Nicht nur im Blick auf die immense Verschuldung (und deren stetige Zunahme“ für spätere Generationen. Nicht nur im Blick auf die scheinbare Ohnmacht politisch Handelnder, die sich im starren Festhalten an altbekannten Instrumenten und Methoden alleine noch festmachen. Sondern auch in der Aufkündigung der „Partnerschaft der Generationen“ und der auf Gemeinsamkeit orientierten Lebensform an sich.

Dabei verbleibt Ferguson durchaus sachlich in seiner Sprache und seinen Argumenten. Er stellt keinen reinen „Unterganspropheten“ dar, sondern kann seine kritischen Betrachtungen jederzeit fundiert unterfüttern. Eher kann man ihn verstehen als einen „Mahner in der Wüste“.

Ein fundiertes Programm „zurück“ nun bietet Ferguson allerdings ebenfalls nicht an, außer es sei im Sinne einer „Rückbesinnung“ und einer Stärkung der degenerierten und dem Stillstand entgegen treibenden Institutionen. Demokratie, Freiheit der Lebensweise, Solidarität, Partnerschaft innerhalb aller Institutionen der Gesellschaft und ebenfalls der Generationenproduktive Ideenentwicklungen und, bei all dem wesentlich, ein Eingrenzen, beschränken jener Kräfte, die das Wertgefüge aushöhlen. Für (wieder) konstruktiven Wettbewerb statt „Feudalherrschaft“, für (wieder) allgemeine Rechtsstaatlichkeit und für Ideen und Wissenschaftlichkeit. Gegen Lobbyismus und eine lähmende, ausufernde Bürokratie Um nur einige jener „Institutionen“ zu benennen, die Ferguson meint.

Inhaltlich findet sich in diesem Buch wenig anderes als im Vorgängerbuch, nur dass Ferguson seinen historischen Befund pointiert und konzentriert sammelt und in die Leitfrage einrahmt, was genau zur beobachtbaren „Verschiebung der Kräfte“ geführt hat. Zudem ist die Mahnung zwar deutlich zu hören, ein „konstruktiver Weg zurück“ aber auch in diesem Werk nur schwer ablesbar.

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