Der Hintermann

Klassischer Spionagethriller
  • Gesamtwertung

Zusammenfassung

Alles in allem ein realitätsnaher und detailreicher Geheimdienstthriller, der er auf überzeugende Pläne und Unternehmungen denn auf den einen Helden a la James Bond setzt. Überwiegend gut, lehrreich und spannend zu lesen.

4

Der Hintermann

Es tut gut in der unermesslichen Schar von Serienmördern, Thrillern, Gewalt und Blutorgien mit „Der Hintermann“ auf ein Buch in der klassischen Tradition des Spionageromans a la John le Carre oder Forsythe zu treffen.

Auch wenn die „alten Fronten“ des kalten Krieges heute nicht mehr gelten und daher die Welt „hinter dem eisernen Vorhang“ nicht mehr als Blaupause für Spionage und Gegenspionage taugt, der neue, „heiße“ Krieg des islamischen Terrorismus ergibt genügend Vorlagen für ein Geheimdienstunternehmen in aller Breite, wie es Danial Silva verarbeitet.

Gabriel Allon, gerade in Ruhstand getretener Top Agent des israelischen Geheimdienstes, der eigentlich nur mehr seinem Talent und seiner Leidenschaft für die Restauration alter Gemälde nachgehen möchte und gemeinsam mit seiner Frau an Englands Küste ein ruhiges Leben zu leben gedenkt, kann nicht aus seiner Haut. Als er bei einem Aufenthalt in London einen verdächtigen Mann sieht, folgt er ihm, zieht seine Pistole und hätte es beinahe geschafft, den grauenhaften Selbstmordanschlag zu verhindern. Hätten ihn nicht zwei englische Polizisten in der Sekunde vor der Zündung der Bombe gehindert. Und nun ist er wieder mitten drin in einem umfassenden Geheimunternehmen, den Hintermann des Terrornetzwerkes zur Strecke zu bringen.

Hinter der aktuellen Welle von Selbstmordanschlägen steht ein neuer „Star“ am Himmel der dschihadistischen Prediger. Einer, der von der CIA aufgebaut wurde eigentlich als Konterspion. Einer, der dankend die Ausbildung der CIA annahm und nun im Untergrund verschwunden ist und ein neues Terrornetzwerk aufbaut, gegen das AL Quaida fast amateurhaft wirkt. Und einer, der in einem brutalen und überaus geschulten Top-Terroristen seinen kongenialen Mitstreiter und „Macher“ gefunden hat.

chritt für Schritt macht sich Allon mit seinem Team auf die Spurensuche und entwickelt einen gewagten Plan, dem Netzwerk auf die Spur zu kommen. Der Spur des Geldes will er folgen. Und dafür benötigt er zunächst einen, der diesen Köder auslegt, der dann über die Banken und Konten der Kontinente hinweg nachverfolgt werden könnte. Nur eine Person käme in Frage, Nadia al-Bakari. Tochter eines getöteten ultrareichen Terroristenunterstützers.

Kann Allon Nadia auf seine Seite ziehen? Angesichts dessen, dass er selbst ihren Vater liquidierte?

Ein Ruhe und Breite erzählt Silva seine Geschichte, akribisch genau und fundiert recherchiert achtet er auf Realitätsnähe und lässt den Leser teilhaben an den modernen Strukturen des Terrors und der ebenso modernen Ermittlungswege der Geheimdienste in einer vernetzten Welt. An der neuen Macht blutleerer Theoretiker, an den Hürden der Zusammenarbeit zwischen Diensten, am Geldmangel der Spionagearbeit in Zeiten leerer, öffentlicher Kassen. Ebenso, wie Silva „die andere Seite“ vor Augen führt. Der Hass der jungen Moslems, der Schutz, den Terroristen auch von hohen Regierungsbehörden noch erfahren.

Es folgt in diesem Buch nicht Action auf Action, auch wenn an entscheidenden Punkten Silva durchaus Kämpfe und Gefahren spannend zu schildern weiß. Gründlich und jederzeit flüssig lesbar führt Silva den Alltag des Kampfes gegen den Terror weltweit vor Augen, mit seinen Möglichkeiten, Ideen, Plänen, aber auch mit den Hürden und Behinderungen. Längen bleiben da hier und da nicht aus, gerade in der Mitte des Buches, als erste Erfolge eingefahren und die gesamte Aktion zu verflachen droht in den Mühlen der Verwaltungen.

Eine Welt, die im Übrigen von den differenziert gezeichneten Hauptfiguren überzeugend dargestellt wird. Wobei zu bemerken ist, dass nicht alle auftretenden Personen vollends überzeugen (gerade Allons Ehefrau bleibt nur schwach erkennbar im Buch) und so manches Motiv (gerade das des Verräters) dann doch etwas antiquiert und wenig überzeugend wirkt.

Alles in allem ein realitätsnaher und detailreicher Geheimdienstthriller, der er auf überzeugende Pläne und Unternehmungen denn auf den einen Helden a la James Bond setzt. Überwiegend gut, lehrreich und spannend zu lesen.

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