Damit gutes Leben einfacher wird

Zu den Perspektiven einer Suffizienzpolitik
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Damit gutes Leben einfacher wird

„Sufficere“ bedeutet „ausreichend“. Bei der Frage nach der Suffizienz und einer dementsprechend ausgerichteten Politik steht somit die Frage nach dem „rechten Maß“ im Mittelpunkt der Überlegungen. Somit ist dieses Buch einzuordnen in den breiten Kanon der Diskussion und der Veröffentlichungen zum Thema eines nachhaltigen Lebens und einer dementsprechend auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Politik.

Klar beziehen die Autoren bereits auf den ersten Seiten Position für eine notwendige, auf freiheitlicher Grundlage auszuhandelnde, politische Rahmung der Gesellschaft im Sinne eines „guten“ aber auch nachhaltigen und ökologisch verträglichen Lebens.

Eine erkennbar klare Position in der Frage der Reibung zwischen einerseits individueller Ausgestaltung des eigenen Lebensentwurfes im Rahmen einer toleranten Gesellschaft und der Notwendigkeit, auch dieser hoch individuellen Lebensgestaltung einen politischen Rahmen geben zu müssen angesichts der drängenden Fragen der Nachhaltigkeit, der Ressourcen und der weiteren ökologischen Probleme.

„Immer deutlicher wird, das für ein gutes Leben auch Räume für ein „Langsamer“, „Näher“, „Weniger“ und „Persönlicher“ benötigt“ werden. Was der Idee der Suffizienz entspricht.

>Wie das aussehen und gehen könnte, das legen die Autoren im Weiteren des schmalen Bandes verständlich und schlüssig vor Augen.

Im Kern bedarf es einer Reduzierung mit Augenmaß, die auf der einen Seite (auch materiell im Übrigen) ein „gutes Leben“ für möglichst alle ermöglicht, die auf der anderen Seite der ständig und ungehemmten, auch systemisch bedingten, „Steigerung der Bedarfe in einer begrenzten Welt“ entgegentritt. Denn jeder „gedeckte Bedarf“ weckt umgehend in der Fantasie zunächst neue „Bedarfe“, ein „Hase und Igel Rennen“, das nicht zu gewinnen ist.

Ohne auf eine „Diktatur der Ökologie“ zu rekurrieren, gelingt es den Autoren, den „Nutzen“ einer suffizienten Lebensweise und einer dementsprechenden Rahmung durch die Politik überzeugend aufzuweisen. Damit entsteht bei der Lektüre des Buches eben keine „Angst vor dem Verlust“, sondern eine „Motivation zum guten Leben“ hin. Es ist einsichtig und nachvollziehbar dargelegt, dass eine Reduzierung keinen „Verlust“ in erster Linie darstellt, sondern einen Gewinn an Lebensqualität. Weil eben nicht den Dingen ständig unreflektiert hinterher gehechelt werden muss, weil eine Entschleunigung dem Menschen gerade in einer rasenden Entwicklungsspirale der Gegenwart mehr Leben gibt, als dass ein „immer mehr“ an Aktion, Arbeiten, Kaufen und Freizeitstress tatsächlich zu einem „guten Leben“ führen würde. Das ist nicht nur ein „Irrglaube“ in den Augen der Autoren, sondern auch durch Untersuchungen und Zahlen nachweisbare, immer höher werdende „Belastung“ des einzelnen.

Wie das im Allgemeinen aussehen könnte und sich dann im Konkreten niederschlägt im Rahmen einer offenen Partizipation der Bürger in einer „suffizienten Gesellschaft“, in welcher Form Politik und Wirtschaft als Akteure einer solchen Korrektur gefragt und gefordert werden, all das lässt sich dann im Folgenden auf der gesetzten Grundlage hin knapp, aber ausreichend, im Buch nachlesen.

Insgesamt eine klare Analyse des „Ist-Zustandes“ und eine ebenso klare Motivation zu einer (nicht unbedingt radikalen, aber wirksamen) Veränderung hin zu einem „guten Leben“. Wobei allerdings die Definition eines „guten Lebens“ in ihrer Begründung und Ausgestaltung im Buch zunächst Voraussetzung für den konstruktiven Umgang mit den Ideen der „Suffizienz ist“. Wer weiterhin auf Wachstum, „Mehr“, „Größer“, „Schneller“, „Effizienter“ als alleinige Ausrichtung der Gesellschaft setzt, wird natürlich mit diesem Buch wenig anfangen können.

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