Buddha in Brooklyn

Spiritueller Osten trifft materiellen Westen
  • Gesamtwertung
3

Buddha in Brooklyn

Richard C. Morris nimmt sich des Themas des Aufeinandertreffens von „fernöstlicher Spiritualität“ und „amerikanischem Lebensstil“ an und tendiert in diesem Roman zur „ernsteren“ Betrachtungsweise.

Er führt den Leser zunächst ein in das in der Kindheit mit Dramen versehene Leben des buddhistischen Novizen, später dann Mönches Oda. Künstlerisch begabt und ausgebildet, aber auch einer von denen, die „dem wahren Buddha“ nahe kommen möchten, dem schon der Souvenirstand vor dem Heimattempel mächtig auf die Nerven geht und der damit vielen anderen Mitmönchen ebenfalls gehörig die Laune zu verderben versteht.

Somit verfolgt der Roman auch in weiten Teilen die Etappen eines „Entwicklungsromans“. Um das Ergehen und die innere Entwicklung Odas kümmert sich Morais ausführlich im Buch und führt diese von der „Distanz“ zur Welt zu einer Fähigkeit der inneren Nähe, ohne dann beständig den eigenen, buddhistischen Glauben auch als „Mauer zur Welt hin“ benutzen zu müssen.

Einer, der auch in seiner Zeit an der Universität in Tokio, als er das „leichte Leben“ kennenlernt, lieber doch das Weite sucht, als sich diesem „alltäglichen Leben“ zu sehr zu nähern. Wie er überhaupt dem alltäglichen Leben der Menschen zunächst unverständig bis ablehnend gegenübersteht.

Aufgrund der ausführlichen Breite der Erzählform dauert es seine Weile, gerade im ersten Teil des Buches, bis Oda mit seinem „Sonderauftrag“ in New York landet. Der stark gewachsenen buddhistischen Gruppe dort soll er für längere Zeit als Priester Kontinuität bieten und den geplanten Tempelbau beratend begleiten. Und es ist keine Frage, dass dort ein weiterer Kulturschock auf ihn wartet. Lauter ungebildete Barbaren seinen Augen. Was sich auch nicht verbessert, als er seine neue Gemeinde kennenlernt.

Pragmatisch eben. Wenn es Gebete zu irgendeinem Gott tun in dem Sinne, dass nachher messbarer, materieller Erfolg dabei herausspringt, da wird der amerikanische Geschäftsmann doch gerne Buddhist. Und bringt seine „Führungsbeanspruchende“ Haltung umgehend mit in den Vorstand mit ein. Wo schon andere sitzen, die je aus ihren Motiven heraus, meinen, doch lieber allein das Sagen haben zu wollen.

Wie platt der (im Buch vor allem amerikanische“) zunächst Lebensstil daherkommt, wie „verdreht“ viele der „Heilssuchenden“ im Inneren sind und wie molochartig New York auf eine sensible Persönlichkeit so wirkt, all das fängt Morais treffend in seinem Roman ein. Und führt den Leser (und Oda) doch Schritt für Schritt „hinter die Fassaden“. So weit, das klar wird: Auch in dieser Form des lärmenden, schnellen Lebens ist Wichtiges zu finden an Liebe und Freundschaft. Wenn man sich darauf einlässt. Was Oda zu lernen haben wird.

Allerdings über weite Strecken mit zu viel Ernst. Mit einer zu drögen Haltung seiner Hauptfigur, die trotzdem sie „Recht hat“ mit vielem an Kritik des Umfeldes und des Stils doch auf Dauer selbst den Leser ein wenig in Unruhe versetzt mit dieser ganzen Innerlichkeit und den buddhistischen Gedichten und Sinnsprüchen. Mit denen Oda doch nur seine Abwehr der Welt zementiert.

Da trifft es sich ganz gut, das im zweiten Teil des Buches auch Oda eine Entwicklung doch noch nehmen wird.

Das „Individuum ist eben nicht von seiner Umgebung zu trennen (escho-funi). Und da Brooklyn „instabil“ ist, ist es auch Oda. Was er erst später in Gänze merken wird.

Fundiert lässt Morais den Leser Einblick nehmen in die traditionelle Haltung des Buddhismus, zeigt dabei auch die Spannungen der buddhistischen Haltungen der verschiedenen Schulen und Herangehensweisen innerhalb des Buddhismus auf und verweist ebenso differenziert auf den Mangel an „innerer Stabilität“ der „restlichen Welt“. Das Aufeinandertreffen von Spiritualität und „Egozentrik“, dem ständigen „Drehen nur um sich selbst“, das zeigt Morais ebenso eindrucksvoll auf, wie die innere Entwicklung seiner Hauptfigur „hin zum Leben“.

Im Gesamten sprachlich gut dargestellt, in manchen Teilen aber doch auch ein wenig dröge und langatmig.

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