Wiederentdeckung
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Insgesamtbewertung:
Sehr schön gestaltet kommt diese Neuausgabe des Werkes Lukrez schon rein äußerlich daher. Ein Eindruck., der sich beim Erkunden der Hinführung und, vor alle, der Übersetzung der Texte selbst deutlich vertieft.
“Dort, wo sie noch niemandes Fuss berührte, unwegsame Gefilde der Pieriden durchwandere ich. Freudig suche ich die Quellen, aus denen noch keiner gekostet hat”.
So führt Lukrez selbst ein in sein viertes Buch “Von den Sinnen” und so fasst es Klaus Binder wunderbar schwingend in eine poetische Prosa, einfach in eine schöne Sprache, die einerseits dem Duktus des Originals folgt (welches Lukrez als Lehrgedicht verfasst hat) und andererseits die Betrachtungen Lukrez damit auch in ihrem Inhalt atmosphärisch mit zur Geltung bringt.
Von den Urelementen, Weiteres von den Urelementen, Von der Seele, von den Sinnen, von den Welten und von Wundern und Schrecken unserer Welt, anthropozentrisch folgt Lukrez dem, was Menschen sehen, wahrnehmen, fühlen können, was sie an Begehren und Liebe treibt, wie sich dies auf die Welt auswirkt und aus welcher Welt heraus dies gespeist, geprägt wird.
Ein Denken, welches Stephen Greenblatt in seiner Einführung präzise benennt und ebenso die biographischen Eckdaten des Lukrez noch einmal knapp vor Augen führt. Einer, wie Greenblatt konstatiert, der zu Unrecht “unter einem Schleier liegt”.