Narbenkind

Fleisch an die Knochen
  • Insgesamt:

Kurzfassung

Schmerzlich und bitter.

5

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Als Überschriften über die einzelnen Bände der Trilogie passt sehr gut, was der Klappentext auf den Punkt bringt. „Skelett – Fleisch – Seele“ bringen die Bände nacheinander an „den Fall Viktoria Bergmann“. Jene Frau, von der der Leser nun weiß, dass sie ein Teil der Psychologin Sofia Zetterlund ist. Eine multiple Persönlichkeit, erwachsen aus den Trauma ihrer Kindheit und Jugend und dem Plan, im Leben zu verschwinden für eine Weile.

Der Teil ihrer Person, der irgendwann einmal Sofia geschaffen hat. Zwei Teile einer Person, die eigene Wege gehen und dem je anderen Teil kaum Erinnerungen daran lassen.
Vor allem Viktoria Bergmann verfolgt dabei eisern ihr Ziel aus Kindheit und Jugendtagen, aus dem Träume ihres Missbrauches heraus und der Qual durch ihre Schulfreundinnen.

Wobei, jener geheime Raum in der Wohnung, der Junge, der dort drin lebt, vollständig „abgerichtet“, der könnte beiden zugleich gehören, Sofia und Viktoria. Und beiden zugleich dienen, jeder auf ihre Weise und in ihren Ansprüchen. Die den Leser immer wieder hart angehen, wenn er mitgenommen wird in diesen Raum.

Ansonsten aber nimmt Viktoria einen Namen nach dem anderen genommen, sucht Person gesucht und führt diese dann eigenhändig „ihrer Strafe“ zu.

In einer Art und Weise, die gerade durch die nüchterne, sachliche Darstellung des Autorenduos in ihrer ungeheuren Brutalität und Qual für die Opfer immer wieder für ein echtes Schaudern beim Leser sorgt.

Ein Schaudern, dass bei den brachialen Tötungen nicht anfängt oder aufhört, sondern dass sich durch die gesamte Geschichte, durch den Hintergrund all des aktuellen Geschehens, wie eine feste rote Linie hindurch zieht.

Davon abgesehen, dass fast jeder und jede der handelnden Personen ihre Erfahrungen mit der Gnadenlosigkeit des Lebens gemacht haben, ist gerade jener Strang des systematischen, geplanten, reuelosen Missbrauchs an Kindern mehr und mehr nur schwer zu ertragen.

Diese Nonchalance, diese Überzeugung der Täter, sich das alles einfach so nehmen zu dürfen, sich „auszulassen“ an sechs, fünf, vier, dreijährigen, die ruhige und dennoch intensive Art, in der die Autoren das nackte Grauen wie ein neutraler Beobachter schildern, die inneren Traumata, die auch für die betroffenen Kinder (und heute erwachsenen Menschen) bis in die Gegenwart hinein brachiale, sichtbare Folgen haben.

Ein Missbrauch, der die Mütter mit einbezieht, die gerne wegschauen, der ganze „Kleingruppen“ von Männern als „Hobby“ dient, in dem Kinder hin- und hergereicht werden. Männer, die auch in der Gegenwart noch ihre Fäden ziehen, Einfluss nehmen, keineswegs zu irgendeiner Einsicht gelangt sind.

Das gemeinsame „Abendgebet“, was den Kindern damals „eingetrichtert wurde“, gilt auch heute noch:
„Ich sehne mich danach, dich anzufassen und deine Lust zu befriedigen…..deinen Genuss zu sehen, …….ich will dich so zärtlich streicheln, von innen und von außen, wie ich kann“.

Was sehr, sehr relativ zu verstehen ist, wenn man erlebt, wie die Kinder „Danach“ kaum mehr stehen können vor Schmerzen von diesem „äußeren und inneren Streicheln“.

„Diese Art von These hat vor Ewigkeiten ihr Vater formuliert. In einer Zeit, in der sie selbst erst ein paar Worte sagen konnte. In einem Planschbecken im Garten setzte er seine These in die Praxis um und dann wurde diese These zu einer lebenslangen Wahrheit“.

Was da passierte, wer beteiligt war, wie Schritt für Schritt Seelen vernichtet wurden und warum das in der Gegenwart des Romans dann alles so ist, wie es ist und kommt, wie es kommt, davon erzählen die Autoren in diesem zweiten Teil der Trilogie ausführlich und aus vielen Perspektiven heraus, so dass tatsächlich „Fleisch“ an die verstörenden Taten des ersten Bandes gelangt.

Man darf gespannt sein, wie das alles endet, auch für die Kommissarin, die mit Sofia eine zarte Liebesbeziehung begonnen hat. Für manche allerdings enden die Wege bereits in diesem Band.

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