Das Rosie-Projekt

Umwerfend
  • Gesamtwertung
5

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Der Fernsehserie „Boston Legal“ und der überzeugenden Darstellung des „Jerry Espenson“ durch Christian Clemenson darin ist es zu verdanken, dass das „Asperger Syndrom“ (eine psychische Krankheit, durch welche die soziale Kompetenz der Betroffenen stark unterentwickelt ist) bereits vor breitem Publikum und intensiv in seinen berührenden, aber auch situationskomischen Momenten dargestellt wurde.

Ein Wissen, dass durchaus hilfreich sein kann, wenn man sich diesem neuen, ebenfalls überzeugenden, ebenfalls intensiv erzähltem Roman von Graeme Simsion nähert. Denn, wie es so ist, wenn ein Mensch hochintelligent ist, einem wissenschaftlichem Fach und Forschen sich ganz verschreibt, dann ist es an sich bereits nicht selten der Fall, dass die Fähigkeiten zur Konversation und zur Empathie nicht unbedingt breit ausgeprägt vorliegen. Tritt dann noch Asperger hinzu, dann werden die zwischenmenschlichen Dinge zu sehr hohen bis eigentlich unüberwindbaren Hindernissen.

Was Don Tillmann, Hauptfigur dieses Romans, Professor für Genetik in Melbourne, in keiner Form anficht oder nachhaltig verunsichern würde. Er ist der Überzeugung, das es nun Zeit wird für eine Frau an seiner Seite und, Professor, Koryphäe und ungeübt im lockeren Umgang mit Menschen, wie er nun einmal ist, erstellt er einen wissenschaftlichen Fragebogen, ein „Traumfrauenprofil“, mit dem er sich auf die Suche begibt. Wie es ein auf höchste Effizienz bedachter Wissenschaftler eben so für richtig hält.

Schon dies ist mit solchem Humor und ebenso solcher Wärme im Buch geschrieben und beschrieben, dass der Leser den Figuren und auch eins stückweit haltlos wirkenden ersten Versuchen des Don Tillmann mit Freude und Vergnügen folgt.

Eine Freude und ein Vergnügen, die sich vollends vertiefen, als Rosie das Buch betritt. Für Don Tillmann natürlich im Zuge seiner Suche, meint er. Doch da täuscht er sich. Rosie stellt sich nicht als potentielle „Ehefrau“ vor, sondern arbeitet an einem ganz anderen „Projekt“. Das nichts mit dem Finden eines Ehemannes zu tun hat, sondern mit dem Finden eines ganz anderen, wichtigen Mannes in ihrem Leben, ihres Vaters.

Don´s Fachwissen also ist zunächst nur gefragt.

Aber, wie könnte es anders sein, wenn eine warmherzige, mit klaren zwischenmenschlichen Werten versehen und der Welt und dem Leben durchaus zugeneigte Persönlichkeit auf eine „Effizienzmaschine“ wie Don Tillmann trifft, der Boden für Veränderungen, für eine Annäherung bei aller zunächst im Raume stehender Fremdheit, ist bereits ebenso bereitet, wie der Boden für eine Vielzahl von Reibungsflächen und Verwirrungen auf allen Seiten.

Simsion versteht es, diesen Boden mit Humor, Empathie, mit einer langsamen Entwicklung und einer hohen Identifikation des Lesers mit seinen beiden so gegensätzlichen Protagonisten wohltuend zu bearbeiten.

„Das Rosie-Projekt“ ist ein besonderer Liebesroman, der sich so mancher Screw-Ball Elemente durchaus mit bedient, was das humorvolle und mit Reibung versehene Aufeinandertreffen ganz gegensätzlicher Persönlichkeiten angeht, die sich im Lauf der Geschichte doch zusammenfinden werden und setzt doch mit der besonderen Ausgangslage gerade seines „Professors“ ganz eigene und wunderbar zu lesende Markenzeichen.

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