Brennerova

Zunehmende private Verwicklungen
  • Insgesamt:
5

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Bietet das Gros der meisten anderen Kriminalromane vom Aufbau her weitgehend eher eine Konzentration auf je „den Fall“ und vollzieht „nebenbei“ oft dann noch jeweils konkrete und intensive Blicke auf das „Privatleben“ (und „Erleben“) so mancher Ermittler, Detektive und Kommissare, so besticht Haas in der Form mit einer fast gegensätzlich orientierten Herangehensweise.

Immer wieder verfolgt der Leser in der ganz eigenen Sprache des Autors das Leben, die innere Befindlichkeit des Kriminalbeamten i.R. Brenner. Erlebt den „Zug des Schicksals“ mit, der ihn mit seiner Herta wieder zusammenführt (und doch nicht unbedingt sofort ein harmonisches Miteinander entstehen lässt).

Führt Brenner in einen Internet Katalog voller heiratswilliger russischer Frauen, lässt ihn (trotz Herta) bei passender Gelegenheit nach Russland Reisen und ihn dort, wie sein weiches Herz es letztlich nicht anders erwarten ließ, sich einbinden in Nachforschungen über das Verschwinden der Schwester jener Frau, die er dort zum Date trifft.

Immerhin gut, das, als alles herauskommt, seine Herta selbst ihren Narren an diese Nadeschda gefressen hat und sogar auf solche formalen Wege trennt, die eine liebende Frau eigentlich kaum in Erwägung ziehen würde.

Währenddessen Brenner mal bei zwei Kontaktadressen nach der verschwundenen Schwester gefragt hat. Was umgehend vier Hände und ein Leben kosten wird.

Doch auch in Bezug auf „den Fall“ wird sich fast beiläufig herausstellen, dass nicht alles so ist, wie es scheint und so mancher Finger wieder Leben in sich hatte, als es nun wirklich keiner vermuten konnte.

Sprachlich ganz eigene, eher assoziativ und doch verständlich, so führt Haas den Leser mitten hinein in Brenner und seine Welt.

„…weil irgendwie mit dem Infra ein guter Draht, wo man Sätze ergänzt und alles“.

Ein Teil eines Gespräches mit einem der „Hand-los gewesenen“, der diesen Stil gut auf den Punkt bringt. Jeder Satz wirkt, als müsse er noch durch irgendwelche grammatikalischen Feinheiten ergänzt werden (obwohl das auf den zweiten Blick nicht nötig ist), zieht den Leser durch diesen Stil konzentriert mitten hinein in das Geschehen und lässt, wie auch sprachlich alles eher bleiläufig und lapidar geschildert wird, den eigentlichen „Fall“ eher unmerklich am „Rande des Alltags“ Brenners sich entfalten.

Bis weit in die zweite Hälfte des Buches hinein, in dem das Geschehen um das Rotlichtmilieu, das Verschwinden der Schwester und manch andere überraschende Wendungen ihren zentralen Stellenwert erhalten (gut, dass Herta gerade in der Mongolei ihr „inneres Tier“ entdeckt (wenn auch unter dann erschwerten Umständen) und Brenner sich zunächst ganz auf all die düsteren Personen konzentrieren kann, die in Wien gerade ihr Unwesen um ihn herum treiben).

In der Form, in der legeren Sprache, den oft wie nur halb formuliert wirkenden Sätzen, in diesem scherfällig wirkenden Brenner, der einerseits nichts anderes zu wollen scheint als ein bequemes Sofa und seine Herta und der andererseits kaltblütig auch Gefahrensituationen meistert, entsteht eine Melange mit Sog Wirkung, die dem Leser ein hervorragendes Lesevergnügen der ganz anderen „“Krimi-Art“ verschafft.

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