Es nicht einfach, wenn man beginnt, andere zu mögen
-
Bewertung
Kurzfassung
Eine empfehlenswerte Lektüre
In weiten Teilen des Westens der USA wird zunehmend das Wasser knapp. Flüsse verringern ihren Umfang, in Stauseen mindert sich das Wasser, Regen fällt kaum noch, der Grundwasserspiegel sinkt.
Dies ist nicht das direkte Szenario, auf dem McGinnis „Welt nach der Katastrophe“ beruht, wohl aber das breitere Thema der Wichtigkeit von sauberem Trinkwasser für diese Welt.
Im Roman hat die Cholera hat zugeschlagen. Vor Jahren schon. Die Bevölkerung wurde massiv betroffen und stark ausgedünnt, Verhältnisse herrschen, die an die Zeiten des „Wilden Westens“ erinnern.
Wer Zugang zu Wasser hat, zieht alle Register, um sich und sein Wasser zu schützen. Kleinere Siedlungen existieren noch, doch „starke Männer“ und „harte Regeln“ sind dort zum Alltag geworden. Das Recht des Stärkeren setzt sich durch.
Lynn und ihre Mutter halten sich von all dem abseits, wie manch andere auch. „Hinterwäldler“ eben, aber mit Wasser. Sei es der Weiher bei Lynn, sei es ein versteckter Brunnen beim Nachbarn Stebbs, sei es der Fluss (auf den allerdings nicht das ganze Jahr Verlass ist) für einige andere Überlebende in der Wildnis.
Doch dieses Überleben ist ständig gefährdet. Wilde Koyoten auf vier oder auf zwei Beinen suchen ihre Beute. Und gehen dabei über Leiche, natürlich.
Kein Wunder, dass die 16jährige Lynn, wie ihre Mutter wie ihr Nachbar, eine Meisterschützin ist. Und dennoch oft und oft nur knapp sich behaupten kann. Und einmal zu spät kommt. Mit Folgen.
Eine Art zu leben, die hart macht. In der Gefühle, Mitleid, Solidarität keinen Platz haben. Eine Art zu leben, die nicht nur im Kleinen oft und oft bedroht wird, sondern für die sich auch in der nächstgelegenen Siedlung eine große Gefahr zusammenbraut.
Eine Atmosphäre der ständigen Bedrohung, der inneren Härte, des Zwanges zum stark sein, die McGinnis ganz hervorragend im Buch in Szene setzt und, trotz einiger Längen und eher „dahinplätschernder“ Teile doch insgesamt in einem ordentlichen Tempo voranbringt.
Wobei nicht nur die „Szenen“ jeweils spannend und gut gestaltet vorliegen, sondern auch ein weiteres großes Anliegen der Autorin zum Tragen kommt. Die intensive Auslotung ihrer Figuren, die drängende Gefühlslage, sodann vor allem die Entwicklung, welche die einzelnen Personen und die Beziehungen zueinander nehmen. Auch wenn der ein oder andere Faden abrupt reißen wird (hier schildert McGinnis des Öfteren einfach die Ereignisse zu kurz und knapp), vom „hoch misstrauischen Einzelkämpfer“ zur „kleinen Gemeinschaft“ zu wachsen, das liest sich gut und überzeugend im Buch.
Denn Lynn mit ihrem Nachbarn auf „Gestrandete“, ein kleines Mädchen, einen jungen Mann, eine schwangere Frau.
„Es ist schwer, wenn man jemanden mag, nicht wahr“?
Wohl war, es ist schwer, sich zu öffnen und dabei Freund und Feind unterscheiden zu können, gerade wenn es die eigene Familie später noch enger betreffen wird.
Eine flüssige Geschichte mit interessantem Szenario, die aufzeigt, wie notwendig, oft aber auch schwierig die Gemeinschaft zum Überleben letztendlich ist. Ein wenig stereotyp in den Rollenverteilungen auf „Gut und Böse“, aber mit gut gesetztem Timing und weitgehend überzeugenden Figuren.